Seit Anfang 2021 gibt es für die besonderen Wohnformen der ASG ein Case Management. In diesem wichtigen Bereich ist  die Heilerziehungspflegerin Angelina Blaha tätig. Im Gespräch erklärt sie ihre neuen Aufgaben und wie es dazu kam.

Frau Blaha, Sie sind jetzt zu jeweils 50 Prozent im Betreuungsdienst des Wohnhauses Neumühl und als ASG-Case-Managerin tätig. Wie kam es dazu?

Die ASG suchte eine*n Mitarbeiter*in für diesen Bereich, da dieser zukünftig für die Finanzierung der Betreuungsleistungen in den besonderen Wohnformen deutlich an Bedeutung gewinnt. Zudem ist der Arbeitsaufwand zur Erstellung dieser Bedarfsermittlung wesentlich gestiegen Da ich schon in der Vergangenheit gerne Hilfepläne geschrieben habe, sah ich hier für mich eine Möglichkeit, meine Fähigkeiten einzubringen und diesen Teil meiner Arbeit zu intensivieren.

Wofür sind diese Hilfepläne wichtig?

Inzwischen heißt es nicht mehr Hilfepläne, sondern gemäß Bundesteilhabegesetz „BEI_NRW“, das ist die Abkürzung für Bedarfsermittlungsinstrument. Damit dokumentieren wir mindestens alle zwei Jahre den individuellen Unterstützungsbedarf für jeden einzelnen Bewohner.

Ich führe dazu Interviews – wegen der Kontaktbeschränkungen momentan zu meist telefonisch. Anhand konkreter Fragen lege ich gemeinsam mit dem Bewohner seine Teilhabeziele fest. Zum Beispiel: wie und wo er wohnen möchte, was er den Tag über tun oder arbeiten möchte, wie er Beziehungen mit anderen Menschen gestalten und was er in seiner Freizeit machen möchte. Aus seinen Antworten ermittele ich, wie viel Betreuungszeit in der Woche erforderlich ist, um diese definierten Ziele zu erreichen. Das BEI ist also wichtig für die Information der Kostenträger und letztendlich für die Finanzierung der von uns erbrachten Leistungen.

Wie laufen Interviews ab, wenn Bewohner aufgrund ihrer Behinderung nicht (mehr) sprechen können?

Tatsächlich sind diese Gespräche nicht immer einfach. Meine Aufgabe ist es aber, genau das zu dokumentieren, was der Bewohner geantwortet hat – auch wenn es sich nicht auf die Frage bezieht oder scheinbar keinen Sinn macht. Spricht jemand gar nicht, suche ich zusätzlich das Gespräch mit meinen Kollegen. In den ASG-Einrichtungen arbeiten wir nach dem Bezugsbetreuersystem, das heißt, jeder kennt seine betreuten Bewohner sehr genau. Dann funktioniert Kommunikation oft auch ohne Worte.

Was bedeutet die neue Organisation des Case Managements für die ASG?

Für die Kollegen, die für ihre Bewohner die Hilfepläne bzw. BEIs bislang selbst geschrieben haben, ist es eine Entlastung im administrativen Bereich. Sie haben nun mehr Zeit für die direkte Arbeit mit den Bewohnern. Die Zuständigkeit einer Mitarbeiterin für diesen Bereich ermöglicht es, sich mit diesem wichtigen Thema intensiv zu beschäftigen, die Qualität der BEIs zukünftig zu steigern und somit zu einer auskömmlichen Finanzierung der Betreuungsleistungen beizutragen.